Der „dritte Pädagoge“
Das Zusammenspiel von Raum und Fläche, von Farbe und Licht, von Material und Klima begünstigt die Umsetzung von Flexibilität und Offenheit. Die damit verbundene Unterstützung von Motivation, Leistungsbereitschaft, Respekt und Toleranz macht den Raum und die Fläche als „Dritten Pädagogen“ aus.
Durch die mit dem Projekt „Hamburg-Süd“ durchgeführte Sanierung und den notwendigen Neubauten ist es in einer erwähnenswerten Zusammenarbeit aller Beteiligten gelungen, dem Quartier Kirchdorf-Süd eine Bildungseinrichtung zu bauen, die Öffnung in den Stadtteil und Identifizierung mit dem Stadtteil ermöglicht. Die Erarbeitung des vorliegenden Entwurfes erfolgte dann auch in intensiver Auseinandersetzung mit sowohl pädagogischen Vorstellungen, architektonischen Konzepten und finanziellen Vorgaben.
Lernen und Räume
Im Zentrum des vorliegenden Baus steht die Idee, die Schule als Lern- und Arbeitsmittelpunkt sowohl der Lehrer wie der Schüler zu begreifen. Die Schule und die Schularchitektur sollen den offenen Umgang der Lehrer untereinander, der Lehrer mit den Schülern, vor allem aber auch einem starken Austausch der Schüler untereinander befördern. Lernen findet nicht nur in den Klassenräumen und im Klassenverbund statt sondern in den Zwischenbereichen der Halle und der Treppen, dem Pausenhof und dem Gelände statt.
Sehen und gesehen werden, sich wahrnehmen und registrieren, sich begegnen und miteinander kommunizieren, sich gegenseitig erkennen, unterstützt den Anspruch und das Ziel der gemeinsamen Verantwortung für die Menschen und die Sachen sowie die Verantwortung für sich. Der Raum als Teil einer Kultur, die Respekt nicht nur plakativ einfordert, sondern konstruktiv ist. Die Partizipation fordert und ermöglicht.
Die Architektur unterstützt die pädagogischen Prinzipien durch offene, untereinander verbundene Räume und durch großzügige Verglasungen, innerhalb derer dann auch geschlossene Bereiche geschaffen werden können: Klassenräume sind einsehbar, gleichzeitig signalisieren geschlossene Türen und belegte Klassen, dass Störungen unerwünscht sind. Die Ausgestaltung der Architektur wird von der Idee der Werkstatt getragen, einer Architektur die sich verändern kann, die Lernprozesse unterstützt. So werden weniger perfekte Oberflächen und perfekt ausgestaltete und eingerichtete Räume erstellt werden, die Gebrauchsspuren vertragen können. Die Wände sollen für Präsentationen und Ausstellungen benutzt werden können, die Bodenbeläge sich für ganz unterschiedliche Aktivitäten eignen.
Damit ist der Versuch verbunden die pädagogischen Prinzipien, die im Leitbild der Stadtteilschule Stübenhofer Weg festgehalten sind, mit einer pädagogischen Architektur zu verbinden und umzusetzen:
Die flexible Nutzung von Flächen und Räumen sowie ein flexibel gestalteter und organisierter Unterricht – als Voraussetzung für gemeinsame und individuelle Lernprozesse und damit Umsetzung eines allen gerecht werdenden Leistungsgedanken.
Die transparente Gestaltung der Räume als Voraussetzung für ein lebbares Leitbild von Respekt und Toleranz.
Offenheit als Prinzip und Basis für gemeinsame Verantwortung.
Der Gestaltete Lern- und Begegnungsraum als identitätsstiftenden Mittelpunkt für lernende Menschen im Stadtteil.
Raum und Fläche als strukturierte Vorgabe für Begegnung und Kommunikation. Voraussetzung für Teambildung und Verantwortung aller im jeweiligen Jahrgang.
Die Gestaltung von Raum, Fläche und Wand, außen wie innen, und die Verwendung von Materialien als nutzbaren Erfahrungs- und Lernraum.
Bereits Comenius hat auf die Notwendigkeit eines angenehmen Aufenthaltes in einem Schulzimmer und der Schule hingewiesen. Hell innen, mit Bildern geschmückt, außen nicht nur ein Lauf- und Spielplatz, sondern auch ein „Garten für die Augenlust“. „Eine Augenweide soll es sein.“
Weiterlesen zum Projekt „Stübenhofer Weg“: